Artikel der österreichischen Zahnärztezeitung 2008:
Wie kommt man zu einem gebrauchten Zahnbehandlungsstuhl? Diese Frage brachte im Frühjahr 2006 alles ins Rollen und gestellt wurde sie von Brigitte Brandmüller, einer sozial sehr engagierten Frau aus Hermagor, die schon seit geraumer Zeit Afrikaerfahrung in der katholischen Diözese von Moshi/Tanzania gesammelt hatte.
Ziel des Projektes war eine kleine Krankenstation in Uchira (30 km östlich von Moshi am Fuße des Kilimanjaro), die von Ordensschwestern zur medizinischen Basisversorgung der dortigen Landbevölkerung betrieben wird. Da dort außerhalb der größeren Städte quasi überhaupt keine zahnärztliche Versorgung existiert, war die Idee schon sehr verlockend, so ein Projekt in Angriff zu nehmen.
Gesagt getan, im September 2006 waren meine Frau Angelika und ich das erste Mal vor Ort, um überhaupt einmal die örtlichen Rahmenbedingungen zu erkunden.
Wer Afrika kennt, weiß auch, das dort die Uhren anders ticken. “pole, pole“ (langsam, langsam) ist das Lebensmotto. Will man z. B. ein OP-Licht mit 4 Schrauben andübeln,
dauert das dort mitunter 10 x so lange wie bei uns. Das Land jedoch ist überwältigend schön, die Menschen sehr freundlich, die Verständigung in Englisch ist problemlos, weil ehemals deutsche und später englische Kolonie.
Wieder zu Hause konnten wir in wirklich kurzer Zeit so alles, was man für einem Behandlungsplatz benötigt, organisieren und auftreiben. Unser besonderer Dank gilt allen unseren KollegInnen, den Firmen Pluradent Klagenfurt (Herr Bernegg), Henry Schein Klagenfurt (Herr Muhr) und Dental Service (Herr Färber), die uns sowohl mit Material als auch logistisch unterstützt haben.
Im Mai 2007 gingen ca. 1,5 Tonnen Ausrüstung samt Stuhl (Emda 25 Jahre alt), Autoklave und Kleinbildröntgen etc. per Schiff nach Tanzania und im September 2007 konnte ich vor Ort mit Hilfe unseres Sohnes Nikolaus alles auspacken und die Grobinstallation durchführen.
Im Februar 2008 (3. Reise) war dann endlich alles betriebsbe- reit und wir konnten mit unserer Arbeit beginnen. Unterstützt wurde ich von zwei charmanten Zahnmedizin-Studentinnen (Annalen Brandstätter und unsere Tochter Laura). Wir hätten 12 Stunden täglich arbeiten können, so groß war der Andrang. In erster Linie war Schmerzbehandlung und kleine Oralchirurgie angesagt, aber auch Füllungstherapie und Endodontie. Ein großes Manko ist natürlich auch die Mundhygiene. Insgesamt waren es zwei aufregende, aber auch sehr befriedigende Wochen. Die Menschen dort sind sehr dankbar und geben einem viel zurück.
Für die Zukunft wird in Uchira ein Kollege aus Tanzania ca. 2 x wöchentlich die Patienten versorgen, es muss nur noch die Bezahlung geklärt werden. Logistisch-medizinische Un- terstützung wird aber weiterhin von uns kommen.
Sollten Kolleginnen und Kollegen interessiert sein, uns vor Ort für kurze Zeit mitzuhelfen (in Verbindung mit einer Safari z. B.), ist jedermann herzlich willkommen. Die nächste 14tägige Reise nach Tanzania ist für Ende Jänner/Anfang Februar 2009 geplant.